Am Freitag, den 11. April 2025, ist mit Ehrenmitglied und Altkommandant HBI Siegfried Schneider eine jahrzehntelange Säule für die Feuerwehr Wilten, für die Feuerwehr Innsbruck, für den Stadtteil Sieglanger und für viele Vereine für immer uns voraus gegangen.
Voraus gegangen ist Siggi, wie ihn jeder rief, aber schon immer – er war keiner, der sich in der letzten Reihe versteckte oder bei den Vereinen, in denen er Mitglied war, nur „dabei war“ – er war bis zuletzt voller Tatendrang und für ihn ganz selbstverständlich dabei. Auch wenn die Beschwernisse des Alters immer größer wurden und ihm seine Aktivitäten erschwerten, einbremsen konnten sie ihn nur wenig. Noch vor wenigen Tagen sah er es als seine Pflicht an, beim Begräbnis vom kurz vor ihm verstorbenen Feuerwehrmitglied Karl Fasser teilzunehmen und mitzumarschieren.

Siggi war 67 Jahre – seit 1958 – Mitglied der Feuerwehr Wilten, die meisten Jahre seiner Aktivzeit Mitglied im Feuerwehrausschuss und von 1983 bis 1998 Kommandant und in dieser Funktion für die Feuerwehr Wilten prägend. Unter ihm und vor allem durch ihn wurde die 1975 eröffnete zweite Wache neben der Volksschule laufend den Erfordernissen der Zeit angepasst: nicht nur zusätzliche und größere Feuerwehr-Fahrzeuge und Gerätschaften benötigten Platz, auch die Mitgliederzahlen stiegen. „Durch ihn“, da er nicht nur als Kommandant Ideengeber und Bauherr war, seine guten Kontakte zur Bauwirtschaft einsetzte, sondern dabei auch immer ganz vorne bei den Arbeiten zur Hand ging oder wie selbstverständlich mit den Kranfahrzeugen seiner Firma „Transporte Schneider“ maßgeblich unterstützte. Da brauchte es keine komplizierten Budgetplanungen oder Ausschreibungen oder Fremdleistungen – es wurde einfach umgesetzt. So der Umbau der kleinen Lagerboxen zur Bootsgarage, die mehrfache Sanierung des Daches, der Umbau der kleinen Teeküche zur Florian-Station und Ausbau der Wache mit einer richtigen Küche, Sanierung der Sanitäranlagen, die Erweiterung des Mannschaftsraums und der Abriss der in die Wache hineinragenden Müllinsel der Schule und Ausstattung der Wache mit neuen Spinden und einer neuen Sirenen-Anlage.



Als Kommandant war er aber nicht nur Baumeister, er stand bei allen Einsätzen ganz vorne, koordinierte und organisierte mit klaren Befehlen und gerade bei technischen Einsätzen nach Unwettern und vor allem bei den Einsätzen am Geroldsbach wie im Katastrophenjahr 1985 war sein Know-how gefragt. Dann also, wenn Hausverstand und tatkräftiges Mitmachen wichtiger waren als Theorie.





Und Siggi war bei vielen feuerwehr-gesellschaftlichen Entwicklungen von Anfang an als Kommandant dabei: so gab es lange vor anderen Feuerwehren Tirols in der Feuerwehr Wilten eine Jugendgruppe, und ab März 1988 bereits eine Feuerwehrjugend-Gruppe mit 12-Jährigen. 37 Jahre später für uns eine Selbstverständlichkeit und Notwendigkeit, um die notwendigen Mitgliederzahlen zu halten, wurde das, was er Georg Hofer und vor allem Gerhard Achammer umsetzen ließ, damals als „Babyfeuerwehr“ belächelt – Siggi stand dahinter und ließ es eben zu. Und bereits 1990 wurde so der Landes-Feuerwehrjugend-Leistungsbewerb mit Zeltfest am Sportplatz Sieglanger durchgeführt.
Im Bezirks-Feuerwehrverband war es Siggi wichtig, dass die Feuerwehren kameradschaftlich zusammenarbeiten und auch zusammenkommen. So war er auch gerne als Gast bei Festen und Veranstaltungen bei den Innsbrucker Feuerwehren, aber auch sich stark einsetzend bei den diversen Sitzungen und Versammlungen im Bezirks-Feuerwehrverband für die technische Weiterentwicklung und unter anderem für gemeinsame Sportveranstaltungen wie Rodel-, Skirennen und Fußballturniere, für die er im Sportausschuss des BFV, als Mitglied im Schiedsgericht und als Startrichter tätig war. Er setzte sich von Anfang an als Kommandant dafür ein, dass Feuerwehr-Mitglieder, welche den Dienst bei der Berufsfeuerwehr antreten, trotzdem Mitglied bei den Freiwilligen Feuerwehren bleiben können sollten, da es etwas Verbindendes zwischen der BF und den FFs wäre – interessanterweise dauerte das dann noch ca. zwanzig Jahre, bis das wieder möglich war und heutzutage sehr geschätzt wird von allen Seiten. Und von 1988 bis 2003 war Siggi auch als Kassaprüfer für den Bezirks-Feuerwehrverband im Einsatz.
Nach seiner Zeit als Kommandant – er übergab 1998 an Peter Pfeifer – war er weiterhin als sehr aktives Mitglied tätig. So war er gleich zu Pfingsten 1998 bei einem Discobrand mitten in der Nacht natürlich dabei – im LF-B in der Mannschaft legte er gemeinsam mit den jüngeren Aktiven die Löschleitung und stand dann am Strahlrohr. Oder als Kassaprüfer der Feuerwehr Wilten bis 2013.
Und auch in der Stadt Innsbruck und dem Innsbrucker Feuerwehrwesen war er ein gern gesehener Funktionär, der mit allen Feuerwehren und deren Kommandanten wie auch dem Bezirks-Feuerwehrverband immer ein kameradschaftliches und mit vielen auch ein persönliches, befreundetes Verhältnis pflegte.
Seine Meinung hatte Gewicht – nicht nur, weil Siggi diese auch auf seine Art sehr direkt, aber immer aus tiefster Überzeugung rüberbrachte, sondern weil man ihm vertraute. Und wenn er jemanden zurechtwies, hatte das seinen Grund und der Angesprochene wusste, dass er etwas falsch gemacht hatte. Persönlich meinte es Siggi dabei normalerweise nicht und so wurde kurz darauf wieder gemeinsam zusammengesessen und angestoßen. Und Siggi lächelte freundschaftlich.
Die Verbundenheit seiner ganzen Familie mit der Feuerwehr darf dabei nicht vergessen werden und basiert natürlich auf seinem Wirken und seiner Ausstrahlung. Im Jahr 1970 wurde Emma Schneider Fahnenpatin der von der alten Feuerwehr Wilten übernommenen Fahne und die Familie Schneider finanzierte die Renovierung der Fahne. Vor einem Jahr wurde seine Schwiegertochter Ines Fahnenpatin der neu angeschafften Kopie der Originalfahne und auch diesmal finanzierte die Familie Schneider die Anschaffung. Seine Frau Annemarie wurde 1986 unsere Fahrzeugpatin vom neu angeschafften LF-B und war wie er in all den Jahren an vorderster Front helfend dabei, wo sie nur konnte. Sein Sohn Stefan und sein Enkel Valli sind in verschiedenen Feuerwehr-Funktionen aktuell tätig und mit Lisa ist auch seine Enkelin bereits im Aktivstand.

Als Stadtteil verliert der Sieglanger seinen heimlichen Bürgermeister – denn Siggi war verbindendes Element von Feuerwehr, der Pfarre Maria am Gestade und der Siedlergemeinschaft und auch beim zuletzt gegründeten Verein „Traditionsgemeinschaft Sieglanger“ von Anfang an dabei. Er hatte immer gute, aufrichtige Kontakte zur Stadtpolitik und fand so immer eine gute Gesprächsbasis für Anliegen des Stadtteils, ohne dass viele das mitbekommen hätten. Und so war er auch in und für die Pfarre Maria am Gestade gleich wichtig wie für die Feuerwehr. Er war unter anderem 42 Jahre Pfarrkirchenrat, davon viele Jahre stellvertretender Vorsitzender des Pfarrkirchenrates, und konnte so unter Führung von Feuerwehrkurat Pfarrer Msgr. Helmut Gatterer einiges bewirken – natürlich auch dort bei vielen Sanierungs- und Umbauarbeiten (mehrfache Erweiterung des Pfarrsaals, Sanierung des Kirchendaches, Dämmung des Kirchenraums unter der Zwischendecke, Ausbau der Kellerbereiche). Gab es im Sieglanger ein Pfarrfest, war die Feuerwehr dabei, gab es ein Feuerwehrfest, war die Pfarre dabei. Siggi war zusammen mit Msgr. Helmut Gatterer das Bindeglied und konnte so viel für die Gemeinschaft bewirken. Und vielleicht denken einige, wenn sie heuer ab Dezember durch den Sieglanger fahren werden und wieder den beleuchteten Christbaum vor der Kirche sehen, auch an Siggi: er organisierte meistens den Christbaum, er sorgte als Transportunternehmer für die notwendige Transport- und Kranleistung (und bis heute übernimmt das mit Stefan weiterhin ihre Firma „Transporte Schneider“), seine Feuerwehr half mit, den Baum aufzustellen und brachte – bis es die Stadt übernahm – die Beleuchtung an. Und so hat die Pfarre und der ganze Stadtteil durch ihren Pfarrkirchenrat Siggi Schneider seit vielen Jahren alljährlich mit dem Christbaum ein Symbol, was in der Adventszeit vielen Freude bereitet.

Dass Siggi 1999 zum Ehrenmitglied der Feuerwehr Wilten ernannt wurde, dürfte nach diesen Zeilen nicht verwunderlich sein. Genauso, dass er in all den Jahren immer wieder Dank und Anerkennung auch mittels Auszeichnungen und Ehrungen seitens der Stadt Innsbruck, des Landes Tirol, des Bezirks- und des Landes-Feuerwehrverbandes erhalten hat, unter anderem das Verdienstzeichen des Landes-Feuerwehrverbandes in der Stufe III/Silber im Jahr 1998, die Verdienstmedaille der Stadt Innsbruck 1999, im Jahr 2008 die Medaille für 50 Jahre Tätigkeit im Feuerwehr- und Rettungswesen und zuletzt 2023 die Urkunde der Stadtgemeinde Innsbruck für 65 Jahre Mitgliedschaft bei seiner Feuerwehr.
Danke Siggi für alles, was du für uns geleistet hast, und wie du für uns alle jahrzehntelang der kameradschaftliche Mittelpunkt warst. Wir werden dir für immer ein ehrendes Andenken bewahren und uns mit vielen schönen Erinnerungen an so viele gemeinsame Übungen, Einsätze, Feste, Ausflüge und lange Abende mit einem Lächeln an dich erinnern.