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Dem Beispiel von Innsbruck folgend wurde 1873 auch in der Nachbargemeinde Wilten eine Freiwillige Feuerwehr gegründet. Auch wenn heute nur mehr wenige Dokumente über diese Zeit der FF Wilten existieren, findet man doch einzelne Splitter zu den Anfängen:
So wird in Zeitungen mehrmals über die Wiltener Feuerwehr berichtet: im „Boten von Tirol und Vorarlberg“ vom 20. September 1874 wird bei einem Bericht über einen Brand in Amras die beispielhafte Gründung einer Feuerwehr in Wilten für die Gemeinde Amras angeführt. Dieser Brand war zugleich die Feuertaufe für die Feuerwehr Wilten. Auch wird bei der Aufzählung der bei diesem Brand anwesenden Spritzen von „1 neuen Graßmair’schen von Wiltau“ gesprochen, welche „sich als vortrefflich erwies“. Somit wurde die Wiltener Feuerwehr bei ihrer Gründung gleich mit einer neuen Spritze aus der gemeinde-eigenen Firma Graßmayr ausgestattet.
Und auch in der Ausgabe vom 19. Dezember 1874 wird auf die Feuerwehr Wilten Bezug genommen.
Heute noch existiert die Fahne der Feuerwehr Wilten, welche am 26. Juli 1898 geweiht worden ist, zum 25-jährigen Gründungsfest der Feuerwehr Wilten. Das dazugehörige Fahnenband, welches zur Weihe mit dem Namen der Fahnenpatin versehen angeschafft worden ist, befindet sich noch im Besitz der heutigen Freiwilligen Feuerwehr Wilten.
Auch über Mängel kann man nachlesen: So berichtet die Innsbrucker Feuerwehr von einem Brand im Juli 1875, bei welchem die Freiwillige Feuerwehr Innsbruck den Wiltenern mit Schläuchen aushelfen musste. Diese „Zusammenarbeit“ zeigt sich aber auch, als die im Oktober desselben Jahres abgehaltene erste gemeinsame Großübung der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck mit den Feuerwehren der Randgemeinden im darauffolgenden Jahresbericht ausführlich und stolz erwähnt wird. Teilgenommen haben damals neben Innsbruck noch die Wehren von Hötting, Mühlau und Wilten.
In den Innsbrucker Nachrichten vom 7. Juli 1903 wird berichtet, dass die Wiltener Feuerwehr ihr Spritzenhaus hinter dem Schulhaus hat, und am 15. Juli 1905, dass das neue Gerätehaus beim Binihause eingeweiht worden war, wobei dies bereits der vierte Wechsel des Gerätehauses gewesen sein soll. Weiters wird in dem Artikel aus dem Jahre 1905 erwähnt, dass ein zweites Magazin im Westen Wiltens bald notwendig sein werde. Als Westrand dürfte damals eher der Bereich Innrain angesehen worden sein, wo sich auch die Dampfsäge der Baufirma Hutter befand, welche am 18. November 1883 ein Raub der Flammen geworden ist.
Im Jahre 1899 wird in Innsbruck eine „Feuerwehr-Radfahrerabtheilung“ in der Nachbargemeinde Wilten erwähnt, „welche sich die Aufgabe gestellt hat, bei Ausbruch eines Schadfeuers durch schnelle Alarmierung sowie durch den Meldedienst die Feuerwehr nach Kräften zu unterstützen“. Solche Feuerwehr-Radabteilungen waren zu dieser Zeit keine Seltenheit, da sie die Möglichkeit boten, schnell und ohne fremde Hilfe wie Pferdegespanne zum Einsatzort zu kommen – Räder mussten zuvor nicht gesattelt werden. Der größte Nachteil war, dass man nur bedingt Material mit den Rädern transportieren konnte.
Am 1. Jänner 1904 kam es für Wilten zu einer bedeutenden Veränderung, indem die Gemeinden Pradl und Wilten ihre Selbstständigkeit aufgaben und in Innsbruck eingemeindet wurden. Im Gegensatz zu Pradl, wo auch die Feuerwehr ihre Unabhängigkeit sofort verlor und als 5. Kompanie in die Feuerwehr der Stadt Innsbruck eingegliedert wurde, hat die Feuerwehr Wilten ihre Unabhängigkeit noch länger behalten. Zwar gab es schon 1908 bei der Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Wilten Druck von Seiten der Feuerwehr Innsbruck, dass Wilten sich integrieren solle, doch bis 1911 hielt man den Verlockungen eines Beitritts stand. Die Stadt war nämlich nur verpflichtet, die bei der Eingemeindung vertraglich abgemachten Beträge für den Verein „Feuerwehr Wilten“ einzuhalten, auf weitere Forderungen ging sie nicht ein, außer, man würde sich der Feuerwehr Innsbruck anschließen. Solche Neuerungen waren die Anbindung an das Alarmierungssystem sowie die Einbindung in die Unterstützungskassa der Feuerwehr Innsbruck. Alleine schon durch die größere Anzahl an Mitgliedern und die entsprechenden höheren Summen war eben die Unterstützungskassa der Feuerwehr Innsbruck lukrativer als die eigene der Wiltener.
Im Jahre 1911 wurde die Freiwillige Feuerwehr Wilten schließlich als 6. Kompanie unter das Oberkommando der Feuerwehr Innsbruck gestellt, wobei durch die Umorganisation der Feuerwehr Innsbruck 1885 jede Kompanie ihren eigenen Kommandanten und somit auch ihren eigenen Spielraum hatte. Und 1914 wird Josef Sailer, Mitglied der 6. Kompanie, als 2. Branddirektor-Stellvertreter der Feuerwehr Innsbruck erwähnt. Und das, obwohl er die Kommandantenfunktion in der 6. Kompanie nicht innehatte und auch Wilten erst wenige Jahre als Vollmitglied bei der Feuerwehr Innsbruck war.
Motorisiert wurde die Feuerwehr Wilten im Jahre 1929, und zwar mit einer Automotorspritze und einer tragbare Motorspritze.
Während dem Dritten Reich wird berichtet, dass bei einem Kreisfeuerwehrappell des Bezirksfeuerwehrverbandes Innsbruck Anfang August 1939 eine Jugendfeuerwehr eingerichtet wurde. Im speziellen wird dabei auf die Einrichtung einer Jugendfeuerwehr in Wilten als Stammfeuerwehr eingegangen, wobei diese als Vorbild bei der Errichtung weiterer Jugendfeuerwehren dienen sollte. Aus Mangel an erwachsenem Personal mit Beginn des Zweiten Weltkrieges nahm man nun Jugendliche auf und bildete solche Jugendfeuerwehren oder „HJ-Feuerwehren“. Diese waren aufgrund einer Absprache zwischen dem Reichsführer SS, Heinrich Himmler, und dem Reichsjugendführer, Baldur von Schirach, aufgestellt worden. Begründet wurde diese Maßnahme vor allem mit Luftschutzvorkehrungen. Ausgebildet wurden die Jugendlichen von regulären Feuerwehrpersonal.
Das, was auch noch sicher über die 6. Kompanie gesagt werden kann, ist, dass sie im Jahre 1936 durch eine Eigeninitiative von Bürgern am Westrand von Wilten, nämlich in der Dollfuß-Siedlung, dem heutigen Sieglanger, um einen Löschzug erweitert wurde. Das Gebiet gehörte zur Katastralgemeinde Wilten und auch als „Schutzgebiet“ wurde es der 6. Kompanie zugeteilt. Aufgrund der großen Entfernung zur Wache der 6. Kompanie schlossen sich im Sieglanger unter den Siedlern Rudolph und Schrettl 21 Männer zusammen und gründeten 1936 den Löschzug Sieglanger. Dieser war standes- und ausbildungszugehörig der 6. Kompanie unterstellt. Durch das Entgegenkommen der 6. Kompanie war es auch gleich möglich, einige Geräte für die Hydranten zu bekommen. Um eine Allgemeinausbildung zu erlangen, mussten die Mitglieder des Löschzuges im Jahre 1937 bei der 6. Kompanie erscheinen, was zur Folge hatte, dass ein Teil der Mitglieder wieder austrat.
1937 FJ 6. Kompanie Wilten
Noch vor dem Zweiten Weltkrieg zeigte sich die Bedeutung dieser Gründung, als im Siedlungsbereich, genauer gesagt bei der Bulgaren-Gärtnerei, am 5. November 1938 ein Brand ausbrach. Dies war der erste Einsatz für den Löschzug Sieglanger im „eigenen“ Schutzbereich, die „Feuertaufe“ war also vollbracht. Doch durch die Wirren des Zweiten Weltkrieges war es schließlich auch für die Männer des Löschzuges Sieglanger nicht mehr möglich, den Betrieb wie früher aufrechtzuerhalten, zumal 1944 bei einer Standeskontrolle nur mehr drei Mitglieder im Siedlungsgebiet anwesend waren. So wurde nach einem Aufruf durch den Leiter der Feuerschutzpolizei in dieser Siedlung mit Freiwilligen und Notdienstverpflichteten am 4. März 1944 eine selbstständige Gruppe gegründet und der Löschzug Sieglanger offiziell von der 6. Kompanie getrennt. Schon bei der Meldung an die Vorgesetzten ist auf einer Notiz nachzulesen, dass sich die Einheit „Siegelanger“ von der ehemaligen 6. Kompanie getrennt hätte. Somit war damals schon die Freiwillige Feuerwehr Innsbruck mit ihren sechs Kompanien nicht mehr vorhanden. Interessant ist auch, dass der Gruppenführer und dessen Stellvertreter gewählt werden durften und sie nicht von der Leitung der Feuerschutzpolizei bestimmt worden waren, wie es für diese Zeit eben üblich gewesen wäre.
Auf jeden Fall endet die Geschichte der Feuerwehr Wilten in den Jahren des Zweiten Weltkrieges, nur ein Teil, nämlich der Löschzug Sieglanger, übernahm nach dem Krieg die Aufgaben der 6. Kompanie, und seit 1996 auch den Namen dieser traditionsreichen Einheit.
Im Jahre 1944, also noch während des Zweiten Weltkrieges, wurden im Bereich Wilten Freiwillige und Jugendliche angeworben bzw. zwangsverpflichtet, sie mögen der „Feuerwehr“ beitreten, zu dieser Zeit noch Teil der Luftschutzpolizei. Ursache waren die alliierten Luftangriffe, deren Ziel nun immer öfters auch Innsbruck war. Nachdem die kampftauglichen Männer an der Front waren, bediente man sich also der Jugendlichen, besser vielleicht Kinder, um dem Nächsten zu helfen. Somit wurde am 4. März 1944 der Löschzug Sieglanger offiziell von der 6. Kompanie der Freiwilligen Feuerwehr Innsbruck abgetrennt und als selbstständige Gruppe gegründet.
Bei der Neuerstellung der Wehr im Herbst 1945 waren zuerst von den Aktiven nur mehr 8 Mann und einige Junge von der Jugendgruppe übrig. Mit den Heimkehrern und diesen Jugendlichen wurde dann aber aus dem früheren Löschzug Sieglanger nach Ende des Krieges die selbstständige Einheit Wilten-West aus der Taufe gehoben. Während in einigen Festschriften nachzulesen ist, Wilten-West hätte nach Kriegsende länger als die anderen Einheiten gebraucht, um wieder aktiv zu werden, teilweise bis 1948, ist dem entgegenzuhalten, dass ab 1944 Mannschaftslisten mit den Funktionären bei der freiwilligen Feuerwehr Wilten aufliegen, somit also sehr wohl schon eine Einheit Sieglanger seit 1945 wieder bestanden hat. Da aber Sieglanger vor dem Krieg nur ein Teil der 6. Kompanie war, und diese ja nicht mehr aufgebaut werden konnte, dürfte sich daraus dieses Missverständnis erklären.
Sieglanger hatte gegenüber den anderen sieben ab 1945 wiedergegründeten Einheiten den Vorteil, schon vor dem Zweiten Weltkrieg bei Innsbruck gewesen zu sein. War bei den früheren Kameraden der anderen Einheiten doch oft die Einsicht vorhanden, dass mit den Eingemeindungen Innsbruck für den Schutz verantwortlich ist und periphere Feuerwehren nicht mehr nötig wären, kam es im Sieglanger zu keiner neuen Situation, da Wilten und die eigentliche Stamm-Feuerwehr, die 6. Kompanie, schon seit Jahrzehnten zu Innsbruck gehörten.
Wilten-West entwickelte sich, wie die anderen Innsbrucker Einheiten, schnell weiter und so konnte schon 1952 das erste Feuerwehrhaus eingeweiht werden.
1961 Übergabe der Wiltener Fahne an Kommandant Anton Stimniker
Was geschah mit der ursprünglichen Einheit Wilten? Freiwillige Wehren konnten sich nur noch in den Randgemeinden formieren. So wurde die ursprüngliche Einheit Wilten – nach der „Thurnerfeuerwehr“ die zweite Einheit, welche auf dem Gebiet der heutigen Stadtgemeinde Innsbruck gegründet worden war – mit dem Einmarsch der Deutschen Truppen endgültig aufgelöst und nie mehr wiedergegründet. 65 Jahre Tradition in Wilten gingen somit zu Ende. Noch heute zeugt aber die Beschriftung eines Hauses in der Liebenegg-Straße vom früheren Gerätehaus. Und auch die Fahne der Freiwilligen Feuerwehr Wilten entging der Vernichtung. Sie wurde 1961 der Einheit Wilten-West übergeben, wo sie dann nach der Restaurierung 1970 wieder geweiht wurde.
Und seit 1996 existiert zumindest mit Namen wieder die „Freiwillige Feuerwehr Wilten“. So wurde 1996 zur 60-Jahr-Feier der Gründung des Löschzuges Sieglanger die Einheit erneut umbenannt. Nach Kriegsende gab es zuerst die Bezeichnung Sieglanger. Da das Schutzgebiet sich aber nicht nur auf die Siedlung im Sieglanger beschränkte und der gesamte Stadtteil eigentlich „Sieglanger-Mentlberg-Klosteranger“ heißt, ging man schließlich zum Namen „Wilten-West“ über. Und 1996 gab es dann die Rückbesinnung auf die Wurzeln des Löschzuges Sieglanger, nämlich die 6. Kompanie, die Freiwillige Feuerwehr Wilten. So wurde die Einheit wieder umbenannt, dieses Mal eben in „Freiwillige Feuerwehr Wilten“.
1975 Einweihung der neuen Feuerwache
Durch die ständige Gefahrenzunahme im und im Bereich des Schutzgebietes der Einheit Wilten, man denke nur an den Autobahnbau, den Ausbau der Westbahn, des Flughafens, der Klinik und der Universität, wurde auch von Seiten der Gemeinde in den Ausbau der Einheit investiert. Bis 1975 wurde expandiert, indem der Einheit im Endeffekt vier Fahrzeuge und ein Boot übergeben wurden. Seit damals ist Wilten die einzige freiwillige Einheit in und um Innsbruck, welche zusammen mit der Berufsfeuerwehr den Wasserdienst am Inn versieht. Der Fahrzeugstand wurde seit 1975 nicht weiter ausgedehnt, dafür aber ständig erneuert. Die Wache blieb bis auf kleinere Um- und Anbauten seit 1975 unverändert, wobei man in der Zwischenzeit zur Überzeugung gekommen ist, dass die Wache für die Fahrzeuge, die Gerätschaften und die Mannschaft zu klein geworden ist und so Zusagen für einen baldigen Neubau vorhanden sind.
2015 Umzug in die neue Wache
Im Jahr 2015 war es dann soweit und die neue Wache wurde unserer Einheit feierlich übergeben. Dadurch änderte sich auch der Standort. Die neue Wache ist ab sofort in der Weingartnerstraße 160 zu finden.